Die Gemeinde

Die Gemeinde Großfischlingen kann auf ein über 1200-jähriges Bestehen zurückblicken. Erstmals wurde die Gemeinde im Jahre 772 in einer Urkunde des Kloster Lorsch als "Fisckilingen" erwähnt. 1297 unterscheidet man bereits zwischen Groß- und Kleinfischlingen. Im Jahre 1323 erschien erstmals der Name "Grosvischelingen". Wie zu damaligen Zeiten üblich ging die Gemeinde mehrere Male in anderen Besitz über : z. B. 1142-1146 von Dalberg, dann von Rietberg, etwa ab 1255 von Ochsenstein, ab 1305 die Grafen von Leinigen, dann bis 1795 Hochstift von Speyer.

 

Der Ort war im 30-jährigen Krieg ab ca. 1636 vollständig ausgerottet. Ab ca. 1652 erfolgte Neubesiedlung. Älteste erhaltene Zeitzeugen sind Teile der zerstörten Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert mit Schießscharten, Bogenfries und ehemaligem Schloßgraben. Die Burg war Sitz der Herren von Fischlingen, welche aber scheinbar keine allzu große Bedeutung besessen haben. Ein Guntherus von Fischlingen tritt um 1110 als Zeuge in einer Urkunde des Klosters Hirsau auf. Eine Agnes von Vischelingen ist zuerst Klosterfrau, dann ab ca. 1343 Äbtissin des Klosters Heilsbruck in Edenkoben.In dieser Eigenschaft ist sie noch 1366 erwähnt. Anna von Fischlingen wird zwischen 1371 und 1381 als Äbtissin des Benediktinerinnenklosters Seebach bei Bad Dürkheim erwähnt.

 

Im 16. Jahrhundert werden die Herren von Heddersdorf als Besitzer der Burg erwähnt. Die Burg wurde wahrscheinlich 1698 von den Franzosen niedergebrannt und hernach nicht mehr aufgebaut. Zuletzt diente das Gebäude als Pfarrhaus.

Einzelne Fachwerkhäuser aus dem 18. Jahrhundert sind ebenfalls noch zu sehen. Die katholische Kirche St. Gallus stammt aus dem Jahre 1765, der Turm von 1866/67.

 

In der Hauptstrasse befand sich das Gasthaus "Zum Hirsch", das älteste und bis zum Ende des 18. Jahrhunderts auch das einzige Gasthaus des Dorfes. Später gab es insgesamt 7 Wirtschaften im Dorf. Die Wirtschaft "Zur Pfalz" war mit einer Kegelbahn ausgestattet. Letztes Gasthaus im Dorf war die Wirtschaft "Zum Schaf" in der Hauptstrasse.


In dem damaligen Gebäude Hauptstraße Nr. 17 wurde Prof. Georg Hollerith geboren. Er wanderte 1848 in die Vereinigten Staaten aus. Sein Sohn Hermann (1860-1929) promovierte bereits mit 19 Jahren. Er entwickelte von 1884-1889 die erste Apparatur zum Auswerten von gestanzten Lochkarten, welche auch zur damaligen Volkszählung in den USA erfolgreich eingesetzt wurde.

 

1896 gründete er die erste Fabrik für Datenverarbeitungsmaschinen, welche später in die Weltfirma IBM umbenannt wurde.